2022

 




Lieblingsplatz Nr. 1 ist der Eichtalpark!

 




Artikel von: Martin Jenssen, Hamburger Wochenblatt

WANDSBEK: Der beharrliche Kampf für den Erhalt eines kleinen Baudenkmals wurde jetzt mit einer großen Auszeichnung belohnt. Der Verein „Freunde des Eichtalparks“ wurde für sein Engagement für den Erhalt und die Nutzung des ehemaligen Torhauses zum Eichtalpark von der Patriotischen Gesellschaft mit dem Preis für Denkmalpflege 2022 ausgezeichnet.

„Vorbildliche Denkmalpflege ist Wirken für das Gemeinwesen”, begründet die Patriotische Gesellschaft von 1765 ihren Einsatz für den Erhalt von historischen Bauten. Mit der Ehrung soll die Öffentlichkeit auf vorbildlich restaurierte Gebäude aufmerksam gemacht werden.

Auf einer Bustour durch Hamburg hatte sich die Jury des „Arbeitskreises Denkmalschutz“ zahlreiche hervorragend renovierte Baudenkmäler angesehen. In seiner Laudatio für die Freunde des Eichtalparks blickte Jury Mitglied Jens Klaus auf die Geschichte des Torhauses‚ dass inzwischen „Kultorhaus“ genannt wird, zurück. Das Torhaus wurde 1926/27 als östlicher Haupteingang des Eichtalparks (damals „Wandsbeker Stadtpark“) errichtet. Es diente als Eingangsgebäude des öffentlichen Parks und beherbergte neben einer Bedürfnisanstalt auch einen Personalraum und eine mit offenen Arkaden versehene Vorhalle. Diese Vorhalle befand sich direkt an der Kehrschleife der damaligen Straßenbahn und diente somit auch als Warteraum. Bis 1988 wurde das Torhaus als öffentliche Toilette genutzt.

Engagierte Bürger sorgten dafür, dass das Gebäude 2005 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Sanierung, finanziert durch öffentliche Gelder, wurde 2018 abgeschlossen. Seit 2019 wird das „Kultorhaus“ vom Verein „Freunde des Eichtalparks” betrieben. Der Verein entwickelte pfiffige Ideen. Zum Beispiel wurden die verglasten Arkaden in der Corona—Zeit zu „Kunst-Schaufenstern“. Inzwischen finden im „Kultorhaus“ auch Lesungen und Musikveranstaltungen statt.

Neben der Erhaltung des „Kultorhauses“ ist das vorrangige Ziel der „Freunde des Eichtalparks“ die Verschönerung der großen Wandsbeker Parkanlage. Dr. Sigrid Curth, Vorsitzende des Vereins: „Zum 100. Geburtstag von Park und Eingangsportal erwarten wir die Wiederherstellung eines Gesamtkunstwerks.“

Der Preis für Denkmalpflege wird alle drei Jahre verliehen.


Einladung zum Claudius-Abend im KULTORHAUS am Eichtalpark

Eine Kooperation mit der Claudius-Gesellschaft e.V.
„Wenn jemand eine Reise tut“ – Urians Reise um die Welt
Es führt durch den Abend: Martin Grieger, Claudius-Gesellschaft

 

  

Antike Weltkarte, zu sehen online unter https://www.claudius-gesellschaft.de

Matthias Claudius, Ölportrait, Friederike Leisching (um 1797), Hamburg Museum, Inventar-Nr. 1951,82

Dienstag, 28. Juni 2022, 19.00 Uhr
Ausklang bei Snack und Wein/Wasser. Eintritt frei – Spende gern

„Wenn jemand eine Reise tut“ – das sind „geflügelte Worte“. Dabei stammt die Redewendung aus dem bekannten Kinderlied „Urians Reise um die Welt“ von Matthias Claudius. Aber ist es wirklich ein Kinderlied? Welche Reiseziele hat sich Herr Urian denn ausgesucht? Und was empört die Zuhörer am Schluss des Liedes so sehr, dass sie Herrn Urian zum Abbruch seines Vortrags zwingen?

Reisen spielen in der frühen Dichtung von Claudius eine große Rolle. Viele sind Fahrten der Fantasie, die ihn sogar bis nach Japan führen. Tatsächlich lagen die Reiseziele unseres Wandsbeker Poeten notgedrungen wesentlich näher und finden sich kaum in seinen Texten.

Doch was könnte Claudius auf die Idee zu seinen phantastischen Reisen gebracht haben? Und welche Rolle spielt dabei die Familientradition? Eine Quelle der Inspiration waren wohl die Reiseeindrücke eines Verwandten aus dem damals weithin unbekannten Konstantinopel im 16. Jahrhundert. Aber hören Sie selbst, was der Dichter und der Moderator des Abends,
Martin Grieger, darüber zu erzählen wissen.

Willkommen zu einem außergewöhnlichen Claudius-Abend!


 


 

 


 

Im vergangenem Jahr wurde der Eichtalpark in das Bundesförderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ aufgenommen, für das insgesamt 3,35 Millionen Euro bewilligt wurden. Bei der Umsetzung geht es zuerst einmal um eine Bürgerbeteiligung. „Nachdem die Mittel nun bereit stehen, wird in einem ersten Schritt ein Büro beauftragt, die Form der mehrstufigen Beteiligungsformate zu entwickeln und das Format für die konzeptionelle Planung zu definieren,“ erklärt das Bezirksamt Wandsbek. Ziel sei es, z.B. in einem mehrstufigen Wettbewerbsformat ein Freiraum- und Klimakonzept zu erarbeiten, das Anpassungsstrategien entwickelt, mit denen auf die Auswirkungen des Klimawandels reagiert werden kann. Hiervon ausgehend werden danach konkrete Maßnahmen für eine nachhaltige, zukunftsfähige, dem Klimawandel angepasste Grünentwicklung erarbeitet und festgelegt. …

… Ein Interfraktioneller Antrag der Fraktion von SPD und Grünen aus dem vergangenen Jahr, bringt das Ziel der Maßnahmen zusammengefasst auf den Punkt: „Es geht auf der einen Seite um die Erweiterung der Infrastruktur im Park und auf der anderen Seite um ParkSportprojekte im öffentlichen Raum. In der Nähe dichtbesiedelter Wohnquartiere bieten die Grünanlagen und Parks am Wandse-Ufer hervorragende Möglichkeiten für eine moderne Entwicklung.“

Überalterte Anlage
Der Eichtalpark aus dem 19. Jahrhundert ist eine circa 7,5 Hektar große öffentliche Parkanlage im Hamburger Stadtteil Wandsbek. Er erstreckt sich entlang der Wandse zwischen der Kedenburgstraße im Westen und der Straße Bei der Hopfenkarre im Osten. Im Norden wird er durch die Walddörferstraße, im Süden durch die Ahrensburger Straße begrenzt. Die Parkanlage ist die „Perle“ des ökologisch und klimatisch bedeutsamen Wandsegrünzuges des dichtbesidelten Bezirks. Es sind die Baumschätze des ehemaligen Auwalds, die den Park prägen. Diese überalterten Gehölze sind durch immer geringer zu Verfügung stehende Unterhaltungsmittel in die Jahre gekommen und dem Klimawandel mit Erwärmung sowie mit Trockenheit nicht angepasst.

Beachtliche Historie
Im Bereich des heutigen Eichtalparks begann die damals unabhängige Stadt Wandsbek im 18. Jahrhundert mit der Ansiedlung von Gerbereien, Lederfabriken und Ziegeleien. Dort ließ sich, wie das Bezirksamt Wandsbek schreibt, auch der Wandsbeker Großindustrielle Lucas Lütkens nieder. Er nutzte sein Anwesen zunächst als Sommerresidenz und ließ um 1830 auf seinem Grundstück Eichen anpflanzen. 40 Jahre „Perle“ des Wandsegrünzuges später wandelte sein Enkel, Caspar Oscar Lütkens, die Plantage in einen Park um – den heutigen Eichtalpark. 1926 wurde das Gelände von der Stadt Wandsbek gekauft und der Öffentlichkeit als „Wandsbeker Stadtpark“ zur Verfügung gestellt. Ein Jahr später entstand neben dem historischen Eisentor des südlichen Einganges eine Bedürfnisanstalt, das heutige Torhaus.

Freunde des Eichtalparks
Seit 2005 steht dieses unter Denkmalschutz und hat als „Kultorhaus“ eine neue Nutzung als Treffpunkt und Ideenschmiede erfahren. Sein Betreiber ist der gemeinnützige Verein „Freunde des Eichtalparkes“. Sogar während Corona hat dieser Verein durch einfallsreiche Beteilungsformen viel erreicht, z.B. das Kunstschaufenster, ein inklusives Parksportprogramm und vieles mehr. Jetzt liegen nach mehrjährigen Recherchen aus dem Dialog mit den Bürgern auch Lösungsvorschläge für eine ökologisch-soziale Parkentwicklung zu einem inklusiven Generationenpark auf dem Tisch. Die Vereinsvorsitzenden, Dr. Sigrid Curth und Hilde Strahlberg, begrüßen es sehr, dass ihre langjährige Initiative für die Qualifizierung des Parks nun Früchte tragen wird. Sie fühlen sich als Akteure vor Ort mit dem Antrag eng verbunden: „Tatsächlich waren wir als Verein stark mit der Jahresplanung für das Kultorhaus und den Eichtalpark befasst, einschließlich des bezirklichen Großprojektes.“ Dabei heben die beiden Vorsitzenden ihr Hauptanliegen hervor: „Als Verein ist uns zudem wichtig, dass die sozialdemografischen Aspekte: Inklusion und Gesundheit, Sport und Freizeit sowie Kultur, Bildung und Naturerleben nicht vergessen werden. Denn alle ökologischen Fortschritte sind eng gekoppelt an die Akzeptanz und das Engagement der Quartiersbewohner.“

Die Umsetzung wird koordiniert
Die Maßnahmen des Förderprogramms sollen entsprechend ihrer Priorisierung und Dringlichkeit sukzessive umgesetzt werden. Als Projektleiter für das Park-Vorhaben wurde Carsten Sempf, Landschaftsarchitekt in der Abteilung Stadtgrün, Neubau und Planung, von der Stadt Hamburg benannt: „Eine breite Beteiligung der Bürger ist vom Bund  gewünscht. Voraussichtlich kann es Ende Februar, Anfang März mit den ersten Beteiligungsformaten losgehen“, meint der Experte optimistisch. Insbesondere die bereits seit mehreren Jahren sehr aktive Bürgerinitiative wird in den Entwicklungsprozess eingebunden.

Doch im Moment steht der Projektleiter noch alleine da, muss Aufträge der unterschiedlichsten Art vergeben und sich um neue Angebote kümmern – von der Baumvermessung bis zur Projekt begleitenden, wissenschaftlichen Evaluierung. Hierfür sind Kooperationen mit der Hafencity Universiät sowie dem Deutschen Wetterdienst geplant.

Die Zukunft des Parks
„Das Bundesprogramm ist bis Ende 2024 befristet. In 2022 bis 2023 werden vorrangig Konzeptions-, Beteiligungs- und Planungsarbeiten erfolgen. Die bauliche Umsetzung und Realisierung der Maßnahmen ist für 2023 und 2024 vorgesehen“, prognostiziert das Bezirksamt Wandsbek. Hoffentlich können wir dann bald alle – wie einst schon Matthias Claudius – in Ruhe einen Baum im Eichtalpark umarmen. (KK)

Vorschläge erbeten
Der Regionalausschuss Kerngebiet Wandsbek vergibt als Auszeichnung für Personen oder Institutionen, die durch besondere Leistungen im Umwelt- oder Sozialbereich in der Region aufgefallen sind, einen Umwelt- und Sozialpreis. Der Preis ist mit 400 Euro dotiert, kann aber auch auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden. Auch für das Jahr 2021 soll wieder ein bzw. sollen mehrere Preisträgerinnen und Preisträger ermittelt und für die entsprechenden Leistungen geehrt werden. Zur Vorbereitung der Entscheidung bittet der Regionalausschuss darum, schriftlich begründete Vorschläge bis zum 15. Februar an die Geschäftsstelle der Bezirksversammlung Wandsbek, Schloßstraße 60, 22041 Hamburg oder per Mail an bezirksversammlung@wandsbek.hamburg.de zu senden. Bei Fragen ist die Geschäftsstelle unter Telefon 4 28 81-34 17 zu erreichen.